Ich hab so nen Hals! Weiter gehts!

Ich bin ein ehrgeiziger Mensch. Es gibt viele Dinge, die ich mit Leidenschaft mache und die mir Freude bereiten. In denen ich aufgehe. Auflegen zum Beispiel. Oder eben bloggen. Oder Musik machen. Oder Viedospiele. Oder Filme schreiben. Da möchte ich gerne das Maximum aus mir herausholen, solange pressen bis die Kohle zu einem Diamanten geworden ist. Ich wachse gerne über mich hinaus, wenn das auch selten genug vorkommt. Vielleicht auch gerade deswegen.
Was ich schrecklich finde sind Menschen, die einfach alles mit Ehrgeiz bewältigen müssen. Die stets meinen, das ihr unerschütterlicher Glaube an sie selbst rechtfertigt, das sie sich alles erlauben dürfen, solange es sie nur irgendwie weiterbringt. Die Loyalität für ein Hindernis halten. Gut, das würde so keiner von denen zugeben, aber es ist doch allzu oft so. Ich kann mich problemlos in irgendwelchen karrieristischen Dingen zurückhalten, solange ich nur einem Freund damit helfen kann. Und ich denke auch, das es sich nicht ausschliessen muss für oder mit jemandem zu arbeiten und trotzdem befreundet zu sein. Ich kategorisiere Menschen auch nicht danach was sie mir bringen oder wie weit sie mich bringen oder wann sie mir mal nützlich sein können, sondern ich unterteile relativ grob in “Cool” und “Arschloch”. Das muss reichen.
Ich finde es unerträglich wenn Leute ohne links und rechts zu gucken für ihr Wohl kämpfen, wie man das als Vater zum Beispiel auf Elternversammlungen erleben kann. Es geht immer erst um das Wohl der eigenen Kinder, dann eventuell um das der anderen. Dabei verstehe ich eine Schule als komplexes, gesamtes System, in dem alle nach Möglichkeit an einem Strang ziehen sollten. Wenn da jeder versucht das beste für das eigene Kind rauszuholen, schlagen sich irgendwann alle die Köppe ein. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich möchte das es meiner Tochter gut geht, das sie gerne zur Schule geht und lernt was wichtig ist. Aber ich möchte das eben alle anderen Kinder das auch tun. Das ist kein besonders sozialistischer Gedanke, sondern eher ein sozialer. Dürfte selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht.
Ich treffe auch manchmal Kollegen, die in meiner Nähe das dringende Bedürfnis verspüren, sich zu profilieren und gross zu machen (MC kennt ein Beispiel) und mir zu sagen wieviel mehr sie aus Situationen schöpfen können. Ich stehe dann daneben und lächel und bleibe höflich und denke mir meinen Teil. Nämlich: Warum? Was hast du für ein Problem mir diesen ganzen Scheiss erzählen zu müssen? In welcher Art und Weise könnte ich jemals eine Gefahr für dich darstellen? Und was hast du davon? Nicht das ich als Idiot hingestellt werde, iwo. Aber ich werde so verglichen, das man mir Ehrgeiz absprechen soll. So ein Zirkus lässt mich machen Gähn. Dabei komme ich mir aber immer selber in die Quere. Denn was Karrieristen als naiv bezeichnen würden ist für mich eine Grundvorraussetzung menschlichen Zusammenlebens: Immer davon ausgehen, das der andere nichts böses im Schilde führen kann. Deswegen höre ich mir dann immerwieder die gleiche Scheisse an. Ich habe dies, ich habe das, du hast das nicht, also geh mir weg. Liebe Leute.
Das Problem bei der Situation ist: Man wird in eine Lage gedrängt, in der man nichts anderes sagen kann als: Ich habe es nicht nötig zu vergleichen. Und das finde ich eine schreckliche Position. Natürlich habe ich es nicht nötig, warum auch? Ich weiss ja, das ich den Grössten habe. Aber damit wird der Vergleich per se negativ besetzt, was er ja nicht ist. Eigentlich. So ein Vergleich kann ja auch etwas spannendes sein, etwas nützliches. Aber ich möchte gerne freiwillig entscheiden, wann ich den anzustellen gedenke und nicht dazu gedrängt werden, weil jemand gerade was zum abreagieren braucht. Ich verliere auch gerne Vergleiche. Ist doch schön wenn es dem anderen etwas bringt, mich im Armdrücken zu schlagen. Da verliere ich gerne, das ist etwas ehrliches. Aber zu sagen: “Ich habe mehr (sinnloses Konsumprodukt deiner Wahl einfügen) als du!”, zeugt doch von einer gewissen Kleingeistigkeit gepaart mit dem falschen Ehrgeiz ausgerechnet mir etwas beweisen zu müssen, den ich jeden erstmal versuche Vorurteilsfrei zu begegnen. Und das nervt mich.
Nun habe ich, jobbedingt, schon desöfteren mit solchen Leuten zu tun gehabt. Und meine Reaktion wurde über die Jahre immer verständnisloser. Anstatt arroganter. Ich kann dann eben nicht sagen: “Dann steck dir doch dein (sinnloses Konsumprodukt deiner Wahl einfügen) in den Arsch und freu dich!” sondern versuche denjenigen zu vermitteln, das ich das OK finde und kein Problem damit habe. Was ebendiese dazu motiviert noch weiter zu machen. Es ist eine Art Masochismus. Sie WOLLEN hören, das sie mir auf den Sack gehen und sich verpissen sollen. Aber meine Sack-Nerv-Schwelle ist äusserst hoch, weswegen das eigentlich nie passiert, weswegen ich im Perpetuum-Mobile-Modus vollgequatscht werde von solchen Idioten. Und mir wünschte, die Fähigkeit zu haben ihnen zu sagen, das sie das doch bitte jemandem erzählen würden, den das interessiert, was mir aber meine Höflichkeit verbietet. Und das geschnatter hört nicht mehr auf. Das Problem am Ehrgeiz ist nicht der Ehrgeiz, sondern die Ehrgeizigen, welche ihn für eine positive Charaktereigenschaft halten und deswegen zu jeder Tag und Nachtzeit damit rumprahlen müssen. So wie es Leute gibt die sagen: Ich sage immer und jedem ganz offen und ehrlich meine Meinung. Die glauben auch eine gute Charaktereigenschaft damit auszudrücken. Aber man muss nicht immer und jedem ehrlich seine Meinung geigen. Wirklich nicht. Vor allem nicht ungefragt. Das ist unprofessionell.
Es ist eine Sackgasse. Man kann ihnen eben nicht erklären das eine Freundschaft, egal wie jung oder alt sie auch sei, immer Priorität haben muss. Auch vor Karriere und Co. Wahrscheinlich nur einer der Gründe, warum ich es in der Politik nie weit bringen würde. Oder in der Wirtschaft. Oder auf der Elternversammlung.